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Rockford_Magazine_022_19xx_-_de_Disk_4_of_4_Side_A.d64
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o102c64 forever
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2023-02-26
|
4KB
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112 lines
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ROCKFORD-MAG 08 V2 SONSTIGES
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C64 FOREVER!
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Dem C64 wurde ja schon tausend mal das
nahe Ende prophezeit... In ner alten
CHIP (11/86) fand ich dazu nen guten
Kommentar:
C64 frorever!
Er laeuft und laeuft und laeuft...
Was ist also dran an diesem unverwuest-
lichen und laengst als veraltet be-
trachteten Computer, der aber nach wie
vor Verkaufsschlager und unuebertroffen
als Einstiegsgeraet ist?
Die Verehrung der "hassgeliebten Kiste"
nimmt in der weltweiten C64-Gemeinde
hin und wieder geradezu mystische Zuege
an. Commodore selbst hat mehrmals
versucht, den Rechner vom Markt zu
nehmen. Das ist bei einer Institution,
wie sie der C64 auf dem Markt der
Home-Computer nun ein-
mal ist, gar nicht so einfach. Auch der
letzte Versuch, die Einfuehrung des im
Styling veraenderten C64 II, war an der
Stammkundschaft des C64 vorbeigeplant:
Dort sitzen keineswegs nur frustrierte,
bargeldlose Computer-Kids, die vom
grossen PC traeumen und deswegen in
kindlicher Freude Luftspruenge ueber
das GEM-Imitat Geos veranstalten
wuerden.
Geos wird in der 64er-Szene vielmehr
als Verrat an der Sache betrachtet.
Und dann ist da noch Speed-DOS, das
Wunderding,das den kreuzlahmen C64 der-
art auf Touren bringt,dass auch teurere
Geraete Schwierigkeiten haben nachzu-
kommen. Die neue Floppystation 1541 er-
laubt den Betrieb von Speed- oder dem
noch schnelleren Dolphin-DOS nicht.
Erst muss der 16-bit-Pufferspeicher
"geknackt" werden.
Ein weiterer Mangel des "Neuen" ist das
hinten stark abgeflachte Chassis. Es
zerstoert nicht nur das altgewohnte De-
sign, es erlaubt auch eine ganze Reihe
von Manipulationen nicht, mit denen der
eingefleischte 64er-Freak die Platine
bis an die Grenzen des Moeglichen hoch-
frisiert hat.
Klar wird das beim Blick in die
chaotische Bude eines C64-Fans: Da ist
der Schreibtisch zur Peripherie des
Computers degradiert. Bauteile,die beim
besten Willen nicht mehr ins Gehaeuse
passen, werden in die Tischplatte ver-
senkt und vermehren sich, bis der ehe-
malige Schreibtisch der Kommandozen-
trale eines verlotterten Raumschiffs
gleicht.
In der Mitte schlaegt das Herz:der C64.
Deswegen ist er aber kein Wundergeraet.
Im Gegenteil! Seine Staerke ist gerade
seine Unzulaenglichkeit, die dem Be-
nutzer etwas abverlangt, was dem High-
Tech-Image des Computers als goetter-
gleichem Alleskoenner diametral ent-
gegensteht: kreatives Computern.
Es faengt schon beim Kauf an. Beim
schmerzhaften Erwachen aus dem Werbe-
traum des rundum zufriedenen Computer-
neulings wird der Anfaenger geradezu
sinnlich mit der Einsicht konfrontiert,
dass es mit dem Rechner allein nicht
getan ist - ein wichtiger Aspekt, der
bei der Anschaffung eines "schluessel-
fertigen" Geraetes zu spaet oder gar
nicht aufkommt. Vom Fehlen noetiger
Schnittstellen bis zu Maengeln des seit
Jahren unveraendert spartanischen BASIC
muessen etliche Huerden aus dem Weg ge-
raeumt werden, bevor der C64 wirklich
tut, was man von ihm will. Aber er be-
herrscht dabei die hohe Kunst der Moti-
vation: Das Ueberwinden jeder einzelnen
Huerde fuehrt zum Ergebnis unmittel-
baren Erfolgs, den der Anwender fuer
sich selbst verbuchen kann. Die Folge:
immer verbissener naehert er sich dem
Rechner, um ihm auch die letzten
Geheimnisse zu entreissen - und lernt
pausenlos dazu. Und irgendwann hat der
C64 keine Geheimnisse mehr. Der
Anwender ist nach zahllosen Schlachten
mit den Tuecken seines
C64 in der Lage, auch andere Computer
kuehl auf Staerken und Schwaechen hin
zu analysieren und ihnen ihre
Widerborstigkeiten auszutreiben. Er ist
ein Computer-Spezialist, der manchen
Fachmann in die Tasche steckt. Und
deswegen:
C64 forever - aber bitte den echten!
Thomas Vogler
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